IBACH und die Sondermodelle
Instrumentenentwürfe von Architekten und Künstlern
Während Richard Meier im Laufe des Jahres 1995 seinen IBACH-Flügel konzipierte, wurde gleichzeitig in Schwelm durch die erstmalige systematische Erfassung der bis dahin sorgfältig gehüteten Familien- und Firmendokumente und den allmählichen Aufbau des IBACH-Archivs deutlich, in welch ungeahntem Ausmaß und in welcher Vielfalt man ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begonnen hatte, mit bildenden Künstlern und Architekten zusammenzuarbeiten, um künstlerisch besonders gestaltete Instrumente zu produzieren.
Es mag heutige Augen sicher sehr verwundern, dass gerade Architekten dazu gewählt wurden, doch galten sie als die Vorkämpfer für das Kunstgewerbe schlechthin und darüber hinaus als diejenigen, so Ferdinand Luthmer, deren Werke niemals Selbstzweck sind, sondern für eine bestimmte Art der Benutzung, nach einem Programm, geschaffen werden; „dem Architekten sei es vor dem Maler und Bildhauer erleichtert, dem Fluge der Phantasie Schranken zu setzen und mit den gegebenen Mittel sowohl das Zweckmäßige wie das Schöne zu erreichen“.
IBACH verstand es, sehr fein auf den jeweiligen Zeitgeschmack einzugehen und zeitweise mit sehr unterschiedlichen, künstlerisch teils sehr weit voneinander entfernten Partnern gleichzeitig zusammenzuarbeiten. Gezielte Pressearbeit der Firma und rege Teilnahme an Ausstellungen sorgten für Publizität, was wiederum zu öffentlicher Bestätigung und zur unbeirrten Fortsetzung dieser Strategie führte. Die neben der „normalen“ Produktion parallel erfolgte Herstellung von Sondermodellen, ob als Unikat, als Kleinserie oder als Serie, hatte ihre besondere Glanzzeit zwischen 1873 und 1914. Sie begann tatsächlich aber bereits in der Zeit der ersten Weltausstellungen (ab 1851) und wurde mit Unterbrechungen bis heute fortgesetzt.
Zu den Künstlern und Architekten, die zur Zusammenarbeit aufgefordert wurden, zählten sowohl völlig unbekannte wie auch die besten ihrer Zeit. Darüber hinaus wurden sehr viele Entwürfe von Spezialisten innerhalb der Firma gestaltet. So durch den zur Bildhauerabteilung gehörende Holzbildhauer Frielinghaus oder den Architekten Winkler, der von 1906-1930 fast 25 Jahre bei IBACH beschäftigt war.
Die Impulse zur Zusammenarbeit gingen sowohl von IBACH aus, wie umgekehrt auch von den Entwurfsschöpfern der Sonder-Gehäuse. Nicht zu vergessen sind die diesem Thema zuzurechnenden kunstgewerblichen Werkstätten mit ihren Entwerfern. Von ihnen wurden Pläne, unter Umständen aber auch die bereits fertigen, dem Instrument angepassten, maßgeschneiderten Gehäuse angeliefert.
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ENTWURF VON ALBIN MÜLLER
Bewohner der Kolonie Mathildenhöhe war auch Albin Müller (1871-1943), von dessen Flügelentwurf eine vergoldete Sonderausführung für den Großherzog von Hessen-Darmstadt angefertigt wurde.
ENTWURF VON WILHELM KREIS
Von Wilhelm Kreis stammt der Entwurf für den eckigen Flügel in Palisander mit Klaviatur-Türen. Er ist sehr reich intarsiert, der Deckel in Marketerie-Technik gefertigt. 1906 wurde er in Dresden präsentiert.
ENTWURF VON PATRIZ HUBER
Patriz Huber (1878-1902) lebte ebenfalls in der Darmstädter Kolonie und entwarf für den bekannten Verleger Alexander Koch den "Flügel in grau" (Instr. Nr. 41.645). Das Instrument ist aus Ahornholz passend zum übrigen Mobiliar der Verlegerwohnung gefertigt.
Der Bildhauer Franz Metzner (1870-1919) schuf für diesen Flügel zwei Reliefs: auf der linken Seite "spielende Kinder" und rechts "Greis mit Jüngling".
GLOCKENFLÜGEL VON BEMBÉ
Eine Besonderheit des Hauses waren die symmetrischen IBACH-Flügel Modell 42, die wegen ihrer Form auch "Glockenflügel" genannt und in den 1880er Jahren sowie zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufgelegt wurden.
Dieser Glockenflügel für Hans Ibach wurde in Nussbaum mit vergoldeten Schnitzereien hergestellt. Der Entwurf stammt auf dem Haus Bembé im "Stil Louis XVI."
ENTWURF VON HERMANN BILLING
Von dem deutscher Architekt, Designer und Hochschullehrer, Hermann Billing (1867-1946), stammt der Entwurf zu diesem symmetrischen Jugendstilflügel aus Eiche in grau-blauer Farbgebung mit Intarsien (Instr. Nr. 45501). Er entwarf auch ein IBACH-Musikzimmer für die Weltausstellung in St. Louis 1904. Für den Flügel gab es einen Grand Prix. Er wurde 1906 an das Grand Hotel in Gardone Riviera verkauf.
KLAVIER "STIL ENGLISCH"
Aus dem Jahre 1900 stammt der Bembé-Entwurf für das IBACH-Klavier "Stil englisch".
Max Ibach war verheiratet mit Selma Preetorius. Nach dem Tod von August Bembé im Jahr 1880, wurde der erst kurz zuvor als Teilhaber in das Unternehmen eingetretene Kaufmann Wilhelm Preetorius Alleininhaber. Seine Tochter Selma, war mit Max Ibach verheiratet.
KONZERTFLÜGEL VON PETER BEHRENS
Peter Behrens entwarf 1904/1905 für IBACH ein Klavier und einen Flügel. Der Konzertflügel Nr. 50827 Modell 14a ging 1906 zur Ausstellung nach Dresden. Dort - auf der Dritten Deutschen Kunstgewerbeausstellung - wurde er ausgezeichnet.
FLÜGEL FÜR KRUPP
Der Flügel Modell 40 in Zitronenholz nach einem Entwurf der Firma Bembé in Mainz wurde für die Familie Krupp 1905 hergestellt. Das Foto zeigt den Flügel im Musikzimmer in der Villa Hügel in Essen.
FLÜGEL FÜR THYSSEN
Der Flügel Nr. 49998, Stil "Adam" aus Palisander mit echten Bronzen war ebenfalls ein Entwurf aus dem Hause Bembé und wurde für August Thyssen 1907 hergestellt. Das Foto zeigt den Salon der Familie Thyssen mit dem IBACH-Flügel auf Schloss Landsberg in Essen-Kettwig.
ENTWURF VON RICHARD MEIER
Im Laufe des Jahres 1995 - unmittelbar nach dem 200jährigen Firmenjubiläum - beginnt der amerikanische Architekt und Pritzker-Preisträger Richard Meier (geb. 1934) am Entwurf seines Flügels zu arbeiten. Der Entwurf wird schlussendlich 1997 umgesetzt und auf der Grundlage des F-III 215-TH gebaut. Im gleichen Jahr wird der Flügel mit der Instrumentennummer 148.900 der Öffentlichkeit vorgestellt.
KLAVIER VON PETER BEHRENS
Der ursprüngliche Entwurf des Klaviers von Peter Behrens erfolgte etwa zeitgleich mit dem Entwurf für seinen Flügel Ende 1904, spätestens Anfang 1905. Das Klavier wurde in verschiedenen Ausführungen hergestellt und anlässlich des 200jährigen Jubiläums wieder aufgelegt.
Wir wissen, dass mindestens ein Original, nämlich das Klavier mit der Instrumentennummer 48.068 erhalten ist. Es befindet sich in einer deutschen Privatsammlung. Das Klavier wurde Anfang 2018 im Rahmen der Ausstellung „#alleskönner. Peter Behrens zum 150. Geburtstag“ im Museum für Angewandt Kunst Köln ausführlich gewürdigt.
KLAVIER VON BRUNO PAUL
Die Zusammenarbeit zwischen Bruno Paul (1874-1968) und IBACH fällt in jene Zeit, in der Bruno Paul Schiffsinterieurs für vier Luxusliner des Norddeutschen Lloyd entwarf. Für den Luxusdampfer „Prinz Friedrich Wilhelm“ von 1908, mit dessen künstlerischer Ausgestaltung Bruno Paul beauftragt war, fertigte IBACH den Flügel des Gesellschaftssalons. Ebenfalls für
dieses Schiff wurde nach Pauls Entwürfen das Klavier des Speisesaals hergestellt. Ob das Instrument Nr. 72231, der Vorläufer zu unserem späteren Modell C-118 Edition, für ein distinguiertes Privathaus oder ursprünglich auch für ein Schiff gedacht war, wissen wir nicht. Nach der Fertigstellung 1911 wurde es an den damaligen Kunstplatz Darmstadt verkauft.
1994 wurde der Entwurf wieder aufgelegt und in vier Ausführungen wahlweise mit oder ohne Intarsien
schwarz poliert, weiß poliert, Kirschbaum poliert und Mahagoni poliert hergestellt.