Seit fast 225 Jahren werden „Klavier“ und „Ibach“ in einem Atemzug ausgesprochen. Angefangen hat alles als kleiner Handwerksbetrieb, doch bereits in den 1840er Jahren war IBACH einer der drei größten preußischen Klavierhersteller. Bis Ende 2007 war IBACH nicht nur der älteste deutsche Hersteller, sondern gleichzeitig auch die älteste produzierende Pianofabrik der Welt. In Familienbesitz seit 7 Generationen.
Und das ist unsere Geschichte. Am 17. Oktober 1766 wird der Firmengründer, Johann Adolph Ibach, in Beyenburg (heute ein Stadtteil von Wuppertal) geboren. Im Alter von 28 Jahren gründete Johann Adolph Ibach 1794 in Wuppertal-Beyenburg seine Werkstatt für Klavier- und Orgelbau. Alle Familienmitglieder – mit seiner Ehefrau Johanna Maria Christina von der Burg hatte er elf Kinder, vier Jungen und sieben Mädchen – arbeiteten im Unternehmen mit. Die vier Söhne – C. Rudolf, Richard, Gustav Adolf und Adolf – ergreifen später alle den Klavier- und Orgelbauer-Beruf. Häufig wechselte Ibach den Standort bis er 1816/17 schließlich an der Allee in Barmen (heute ein Stadtteil von Wuppertal) ein Geschäfts- und Wohnhaus auf eigenem Grund und Boden errichtete. Carl Rudolf (1804-1863), der älteste Sohn des Firmengründers wird Teilhaber. Seine jüngeren Brüder treten in den Folgejahren 1839 bzw. 1844 ein. Nur Adolf Ibach, der jüngste Sohn, bleibt zunächst Angestellter und wird ab den 1860er Jahren in Bonn einen eigenen Orgelbaubetrieb gründen. 1839 zieht sich der Firmengründer zurück und übergibt das Unternehmen an die Söhne Carl Rudolf und Richard, einen begabten Orgelbau-Spezialisten. Das Bild zeigt Carl Rudolf Ibach mit seiner Familie: Ehefrau Regine Emilie Bruckenhaus und die Söhne P.A. Rudolf, Eugen und Moritz Walter. Um 1860. Der dritte Sohn des Firmengründers, Gustav Adolf Ibach (1815-1880) ist von 1844 bis 1862 Teilhaber des väterlichen Unternehmens. Er gründet im Jahr vor dem Tod seines ältesten Bruders Carl eine eigene Klavierfabrik in Barmen. Diese besteht bis 1898. Die Abbildung zeigt das Firmengebäude mit angeschlossenem Ladengeschäft. Rechts daneben steht das Wohnhaus. Im Jahr 1863 stirbt Carl Rudolf Ibach. Dies führt zu Verschiebungen innerhalb der Teilhaberschaft. Sein ältester Sohn, P.A. Rudolf leitet zunächst als Angestellter den Klavierbau. Seine Mutter Regine Emilie Ibach geb. Bruckenhaus führt zunächst das Unternehmen gemeinsam mit dem Onkel, Orgelbauer Richard Ibach fort, der seit 1839 ebenfalls Teilhaber war. Auf Initiative von P.A. Rudolf Ibach werden 1869 Orgel- und Klavierbau voneinander getrennt und in separaten Unternehmen weitergeführt. Unter dem Namen RUD. IBACH SOHN wurde noch eine Zeitlang im gleichen Gebäude mit den Orgelbauern produziert, bis P.A. Rudolf Ibach eine eigene Fabrik in unmittelbarer Nachbarschaft errichten konnte. Die erste Konzertsaalorgel Europas war die Ibach-Orgel in der Gesellschaft Concordia in Barmen. Die Abbildung zeigt die Orgel bei einer Aufführung (zeitgenössische Durch Richard P. Ibach (1813-1889) nahm der Orgelbau einen ungeahnten Aufschwung und überflügelte zeitweilig den Klavierbau. Mehrere Orgeln wurden für den preußischen König gebaut, viele gingen ins benachbarte Ausland. Folgerichtig beendet Richard 1869 seine Teilhaberschaft mit der Trennung von Klavier- und Orgelbau und übernimmt den Orgelbaubetrieb, der fortan „Orgelbauanstalt Richard Ibach“ firmiert. Das Unternehmen besteht bis 1904 fort. Mit Einführung der Dampfkraft (1873 bei Ibach) nimmt die Industrialisierung der Klavierindustrie ihren Anfang. Das Foto zeigt das sogenannte Kesselhaus in Schwelm mit Dampfmaschine. Weltausstellung in Wien 1873: Die Schaffung von Gehäusen mit „Design-Charakter“ wird zu einem Schwerpunkt der Weiterentwicklung von P.A. Rudolf Ibach. Instrumente als „Gesamtkunstwerk“: handwerkliche Verarbeitung, Spielart und Klang sowie optisches Erscheinungsbild als Ganzes. Sein jüngerer Bruder, Walter Ibach (1856-1923) arbeitet im Betrieb mit. Er gilt als Tüftler und Erfinder bei Ibach. Die Abbildung zeigt das Weltausstellungsmodell von 1873. Mit diesem Instrument errang Ibach die höchste Auszeichnung bei der Wiener Weltausstellung. Kurz nach der Weltausstellung erfolgt der Umzug in eine neue Fabrik am „Neuen Weg“ in Wuppertal-Barmen. Marker der modernen Zeit sind die Pferdebahn sowie die rauchenden Fabrikschlote, die auf den Einsatz von Maschinenkraft verweisen. Das Foto zeigt die Fabrikanlage um 1890. Auf dem IBACH Flügel Nr. 7.000, der heute in Bayreuth steht, komponierte Richard Wagner (1813-1883) im Winter 1879/80 in Neapel Teile des „Parsifal“. Wagner nannte Rudolf Ibach in einem seiner Briefe „seinen freundlichen Tongehilfen“. P.A. Rudolf Ibach ist neben der Industrialisierung auch maßgeblich beteiligt an der Herstellung von Designerinstrumenten. 1883 rief er Architekten und Künstler zu einem Wettbewerb für geschmackvolle und zeitgemäße Entwürfe für Instrumentengehäuse auf. Es war der weltweit erste Designwettbewerb für Musikinstrumente. Träger des ersten Preises in diesem Wettbewerb wurde Bruno Schmitz, der Erbauer des Leipziger Völkerschlachtdenkmals, der ein – dem Zeitgeschmack entsprechend – üppig ausladendes Gehäuse vorschlug, das heute eher an einen Sarg erinnert. Die Fabrik in Schwelm wird 1884 als 2. Produktionsstätte eröffnet. Nach den Zerstörungen und Verlusten im 2. Weltkrieg dient dieser Standort ab 1945 – obwohl auch er Schäden davongetragen hat – der Firma als Hauptsitz und dann einzige Produktionsstätte. Die Abbildung von Jakob Weeser-Krell von 1887 zeigt die Wilhelmstrasse mit der kurz zuvor erworbenen zweiten Fabrik. P.A. Rudolf stirbt 1892 während eines Kuraufenthalts mit nur 49 Jahren. Nach seinem Tod führt seine Witwe Hulda Ibach, geb. Reyscher (1845-1921) das Unternehmen 12 Jahre lang äußerst erfolgreich weiter. Es gelingt ihr das Geschäft auszubauen und kann somit 1904 ihren Söhnen ein Unternehmen in bester Verfassung überlassen. Eine Unternehmerin an der Spitze eines Betriebes mit mehreren hundert Mitarbeitern – eine große Seltenheit dieser Tage. Hulda Ibach ist nach ihrer Schwiegermutter Regine Ibach die zweite Frau in der Firmengeschichte, die erheblichen Anteil am Fortbestehen, aber auch am Wachstum und Erfolg des Unternehmens hat. Unter der Ägide von Hulda Ibach feiert das Unternehmen 1894 das 100jährige Firmenjubiläum. Den Jubiläumsflügel mit der Instrumentennummer 25.000 schuf Bruno Schmitz. Das Instrument steht heute in der Musikhochschule München. Neben den „Alltagsinstrumenten“ entstanden in diesen Jahren eine Fülle künstlerisch gestalteter Klaviere und Flügel und die Berliner Verkaufs-Niederlassung wurde zu einer 3. Fabrik ausgebaut. Außer auf dem westeuropäischen Markt war IBACH sehr stark in Mittel- und Südamerika, im Baltikum und in Russland vertreten. IBACH-Instrumente fanden ebenso in Asien, Afrika und Die 4. Generation tritt 1904 mit Albert Rudolf Ibach (1873-1941) als Teilhaber in das Unternehmen ein. Er ist verheiratet mit Elisabeth (genannt Lilli) Wolters. Seine beiden jüngeren Brüder, Max Ibach (1875-1915) und Hans Ibach (1877-1913) sind ebenfalls ab 1904 als Teilhaber am Unternehmen beteiligt. Die bewährte Firmenstrategie wird fortgeführt, Künstlerkontakte weiter ausgebaut, eigene Konzertsäle in Düsseldorf, Berlin und Köln errichtet. – Der erste Weltkrieg und die Nachkriegsjahre brachten den Klavierherstellern empfindliche Rückschläge. Nicht nur, dass die Märkte in Amerika und Russland für den deutschen Klavierexport verloren gingen, die Erfindung von Radio und Grammophon ließen viele potentielle Kunden auf eigenes Musizieren verzichten. Mit der Krisenzeit der ausgehenden 1920er Jahre setzte ein Klavierfabrik-Sterben ein, das auch die „Großen“ nicht verschonte. Mit argen Blessuren zwar, ansonsten jedoch durchaus lebensfähig, meisterte IBACH diese schwierigen Jahre. Eine lange, enge Freundschaft verband die Familie Ibach mit Richard Strauss (1864-1949). Er verlieh RUD. IBACH SOHN 1926 das Recht, die Flügelbaureihe F-III 215 künftig nach ihm zu nennen. Dies ist die Folge der Freundschaft, aber auch einer engen Zusammenarbeit mit Strauss, der u.a. einen für ihn von Emanuel von Seidl entworfenen IBACH besaß. Adolf Ibach (1911-1999) tritt 1933 in die Firma ein. Er entwickelt 1938 ein nur 1 Meter hohes Klein-Klavier als Antwort auf die veränderten Bedingungen im Wohnungs- und Siedlungsbau und dem damit veränderten Käuferinteresse. 1941 stirbt der Senior-Chef. Im selben Jahr verstirbt ebenfalls sein älterer Bruder Dr. Alfred Rudolf (Rolf) Ibach (1909-1941). Zeitgleich wird Adolf Ibach, der nun neue Firmenchef, zum Militärdienst eingezogen. Das Foto zeigt Adolf gemeinsam mit seiner ältesten Tochter Brititte Brauneis (geb. 1938) und dem von ihm erfundenen Ibach-Kleinklavier. Neubeginn – nur mühsam kam der Betrieb nach 1945 wieder in Gang, nachdem der II. Weltkrieg mit seinen Verwüstungen auch große Verluste für IBACH brachte. Der Barmer Sitz, das Stammhaus, musste aufgegeben werden. Aus stadtplanerischen Gründen war ein Wiederaufbau in Wuppertal nicht möglich, so wurde das Schwelmer Zweigwerk nach 1945 zum Hauptsitz des Unternehmens, wo unter größten Anstrengungen bereits zu Beginn der 1950er Jahre die Produktion wieder aufgenommen werden konnte. Vorher nimmt der Betrieb seine Tätigkeit in Form von Reparaturen wieder auf. Zeitgleich erfolgt die Wiederherstellung der Fabrikanlagen. Das Foto von 1949 zeigt den IBACH Messestand auf der AFO, der Messe für Aufbau und Fortschritt, die in Wuppertal-Elberfeld in einer Zeltstadt auf dem Döppersberg veranstaltet wurde. Das 100.000 Instrument aus dem Hause IBACH wird 1956 hergestellt. Zu dieser Zeit – dem Neubeginn und der neuen Blüte des Instrumentenbaus nach dem 2. Weltkrieg – wird das Unternehmen von Adolf Ibach und seiner Frau Margrit Ibach, geb. Amann (1914-1995) geleitet. Adolf Ibach baute die Produktion – die nun ausschließlich am Standort in Schwelm stattfand – weiter aus. Wie schon seine Großmutter, die die Firma von 1892 bis 1904 erfolgreich geleitet hatte, so erwies sich auch Adolfs Ehefrau Margrit als wichtige Partnerin im Unternehmen und leitete den Außendienst und den Vertrieb. Adolf Ibach war neben seiner Tätigkeit im Unternehmen führend in der Verbandsarbeit und Mitbegründer der Organisation Europiano. Ab den 1950er-Jahren unterstützten mehrere IBACH-Einzelhandelsgeschäfte den Absatz der Produkte. Das Foto zeigt das Geschäft in der Elberfelder Robertstrasse. Nachdem das 150jährige Jubiläum 1944 nicht gefeiert werden konnte, ist die Feier des 175 jähriges Bestehens aus vielerlei Hinsicht eine besondere. Auch, weil sie einen Höhepunkt der Ära Adolf und Margrit Ibach, der 5. Generation, bildet. Ebenfalls 1969 wird Rolf Ibach als Mitglied der 6. Generation Teilhaber der Firma. Das Foto zeigt Teile der Belegschaft im Jubiläumsjahr. Das Instrument Nr. 125.000 wurde 1973 fertiggestellt. Die Schöpfer des Flügels waren (vorne kniend) Peter Räupke und (von links) Dieter, Stute, Bruno Dötsch, Klaus Henkel, Werner Böhme und Hans Köbleert. Rolf Ibach (geb. 1940) übernimmt in der 6. Generation in den 1980er Jahren die Gesellschaft. Mit der Übernahme der Klavierproduktion von Roth & Junius ist die Idee der Mehr-Marken-Strategie geboren. Das Foto zeigt Margrit und Adolf Ibach mit ihren beiden Söhnen Rudolf Christian (geb. 1937) und Rolf. Im Jahr 1991 wird die Gründung einer strategischen Kooperation mit dem südkoreanischer Mischkonzern DAEWOO zur Expansion in den asiatischen Markt beschlossen. Das Unternehmen, gegründet am 22. März 1967 hat bis zur Auflösung 1999 durch die südkoreanischen Regierung ihren Sitz in Seoul. Die Kooperation wurde 1997 beendet. Damals wurde in Korea (von extra dafür in Schwelm geschulten Mitarbeitern und mit original IBACH-Teilen) eine besondere Instrumentenreihe ausschließlich für den asiatischen Markt produziert. Die Feier des 200jährigen Firmenjubiläum findet 1994 sowohl in Wuppertal, dem Geburtsort des Unternehmens, als auch in der Kölner Philharmonie statt. Höhepunkt bildet der festliche Abend im Wuppertaler Opernhaus. Der damalige NRW Ministerpräsident, Johannes Rau, selber ein Wuppertaler Kind, hält die Festansprache. In der Tradition des Urgroßvaters entscheidet Rolf Ibach, die Idee der Designerinstrumente anlässlich des 200jährigen Jubiläums wieder aufzunehmen. In der Folge entsteht die Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Architekten und Pritzker-Preisträger Richard Meier (geb. 1934). Im Jahr 1997 wird der Flügel der Öffentlichkeit vorgestellt. Das Foto zeigt (von links) Rolf Ibach, Richard Meier, Christian Ibach und Christian Sabisch bei der Präsentation der Entwürfe und des Modells im Schwelmer IBACH-Haus. Mit Sabine Ibach tritt 2004 die 7. Generation als Geschäftsführerin (ab 2006 als alleinige Gesellschafterin) in das Unternehmen ein. Das Foto ist entstanden anlässlich des Besuchs von Bundestagspräsident a.D. Wolfgang Thierse 2005. Im 213. Jahr des Bestehens wird die Produktion von Klavieren und Flügel am 31.12.2007 in Schwelm eingestellt.
1766 – Geburt des Firmengründers
1794 – Gründung der Orgel- und Klavierbauwerkstatt
1816/17 – Umzug „An die Allee“ in Barmen
1833 – Carl Rudolf Ibach wird Teilhaber
1862 – Gustav Adolf Ibach gründet eigene Klavierfabrik
1863 – die 3. Generation übernimmt
1869 – Trennung von Orgel- und Klavierbau
1869 – Richard Ibach übernimmt Orgelbau
1870er Jahre- die Industrialisierung im Klavierbau beginnt
1873 – Wiener Weltausstellung
1876 – Umzug in die neue Fabrik
1879 – Flügel Nr. 7.000 für Richard Wagner
1883 – 1. Designwettbewerb für Musikinstrumente
1884 – die Fabrik in Schwelm wird in Betrieb genommen
1892 – P.A. Rudolf stirbt
1894 – 100jähriges Firmenjubiläum
1904- die 4. Generation übernimmt
1926 – Zusammenarbeit mit Richard Strauss
1933 – Adolf Ibach tritt in die Firma ein
1945 – Neubeginn
1956 – das 100.000 Instrument entsteht
1969 – Rolf Ibach wird Gesellschafter und feiert das 175jährige Firmenjubiläum
1973 – Instrument Nr. 125.000
1980 – Rolf Ibach übernimmt das Ruder
1991 – Start der Kooperation mit DAEWOO
1994 – 200jähres Firmenjubiläum
1997 – Präsentation des Richard-Meier-Flügels
2004 – mit Sabine Ibach tritt die 7. Generation in die Nachfolge ein
2007 – Ende der Produktion in Deutschland